Das A und O einer guten Dämmung
Mit der Novellierung der EnEV 2009 gibt der Staat klare Vorgaben und mit der Förderung oder einem Zuschuss ein solides Startpaket.
EnEV 2009: Neue Regeln für Hausbesitzer und Bauherren
Ab 1. Oktober 2009 sind die energetischen Anforderungen im Gebäudebereich um bis zu 30 Prozent verschärft und bis 2012 sollen sogar weitere 30 Prozent folgen. Erstmals müssen auch Eigentümer von älteren Gebäuden, die keine Modernisierung planen, ihre Gebäude teilweise energetisch aufbessern. Bis Ende 2011 muss z.B. die oberste be-gehbare Geschossdecke oder das Dach darüber eine Wärmedämmung erhalten.
Bevor jedoch gestartet werden kann, ist immer eine differenzierte, ganzheitliche Gebäudediagnose und Berechnung vom Fachmann erforderlich.
Denn parallel zur energetischen Betrachtung müssen der bautechnische Zustand, die erforderliche Maßnahmen und Kosten ermittelt werden. Erst das ergibt ein Ganzes. Ein energetisch und wirtschaftlich abgestimmtes Konzept und keine teuren Einzelmaßnahmen.
Anforderungen an die Gebäudehülle
Wo Dämmen und wieviel?
Dach
Keller
Außenwände
Grundbegriffe
Dämmstoffe
Mineralfaserdämmstoffe
Wärmedämmziegel
Polystyrol-Hartschaum (PS)
Polyurethan-Hartschaum (PUR)
Zellulosedämmstoffe
Holzweichfaserdämmplatten (WF)
weitere ökologische Dämmstoffe
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)
Innendämmung
Anforderungen an die Gebäudehülle
Wärmeschutz
Mit Wärmeschutz werden i.d.R. alle baulichen Maßnahmen an Gebäuden bezeichnet, die das Ziel haben:
- Den Heizwärmebedarf zu mindern
- Die Energiekosten zu senken
- Die Überhitzung im Sommer zu vermeiden
- Die Wohnbehaglichkeit zu steigern
- Bauschäden zu vermeiden
Wärmedämmung
Eine gute Wärmedämmung senkt nicht nur die Heizkosten, sie steigert auch den Wert einer Immobilie und schützt die Bausubstanz des Gebäudes nachhaltig. Schlecht gedämmte Wohnhäuser hingegen belasten nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Wohlbefinden der Bewohner.
Luftdichtigkeit
Die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle ist nicht erst heute ein zentrales Thema. Seit jeher wurde versucht die Gebäudehülle möglichst Luftdicht zu erstellen um so Zuglufterscheinungen und zu niedrige Raumlufttemperaturen bei Windeinwirkung entgegenzuwirken.
Eine luftdichte Gebäudehülle ist aber nicht nur für das raumklimatische Wohlbefinden, sondern auch für die Einsparung von Heizenergie von zentraler Bedeutung.
Wo Dämmen und wieviel?
Irrtümlicher Weise wird beim Thema Dämmung zu erst oft nur an die Außenwände gedacht. Tatsächlich entspricht der Anteil der Außenwand an der Gesamthüllfläche eines Gebäudes je nach Bauweise nur 35 bis 45% und stellt damit nur eine Komponente unter mehreren da.
Beispiel: Einfamilienhaus mit 110 m² Wohnfläche:
- Außenwand 39%
- Dach 26%
- Grundfläche 24%
- Fenster 11%
Dach
Hier sind 3 Arten von Dämmung möglich:
1. Zwischensparrendämmung
Das Dämmmaterial liegt zwischen den Dachsparren. Die Dicke ist dann durch die Höhe der Sparren vorgegeben.
2. Aufsparrendämmung
Die Dämmung liegt von außen auf den Dachsparren auf, also zwischen Sparren und Dachziegeln. Üblich bei ausgebauten und bewohnten Dachgeschoss.
3. Untersparrendämmung
Die Dämmschicht liegt von innen an den Dachsparren an, manchmal auch als Ergänzung zur Zwischensparrendämmung. Üblich bei nicht ausgebautem Dachgeschoss.
Wird der Dachboden nicht genutzt, reicht die wesentlich günstigere Dämmung der obersten Geschossdecke.
Keller
Am einfachsten ist es, die Kellerdecke unterseitig abzudämmen. Hier gibt es oft eine Begrenzung der Dämmstoffstärke durch die verbleibende Durchgangshöhe – ein Material mit besserer Wärmeleitgruppe kann Aufbauhöhe sparen. Falls das nicht möglich oder kein Keller vorhanden ist, kann man die Bodenplatte oder den Fußboden zum Erdgeschoss auch von oben gedämmt werden. => weiterlesen unter WDVS
Außenwände
Je nach Art des Mauerwerks und der Außenverkleidung (Putz, vorgehängte Fassade, Klinker etc.) gibt es unterschiedliche Dämmmaßnahmen.
1. Wärmedämmverbundsystem
Ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) ist ein System zum außenseitigen Dämmen von Gebäudeaußenwänden. Bei diesem Verfahren ist es wichtig, komplett aufeinander abgestimmte Komponenten eines Herstellers zu verwenden. In der Planung sollte ein Fachmann zu Rate gezogen werden. => weiterlesen unter WDVS
2. Vorgehängte Fassade
Der Dämmstoff wird wie beim WDVS an der Wand befestigt. Der sogenannte “Vorhang” wird im Abstand von etwa 4 cm zur Dämmschicht angeordnet, um über diese Hinterlüftung entstehende Feuchtigkeit abzuführen. Zum Abschluss wird eine Verkleidung aus Holz, Schiefer, Faserzementplatten oder Ähnlichem angebracht.
Vorhangfassaden lassen interessante Gestaltungsmöglichkeiten zu. Allerdings sind sie in der Regel teurer als Wärmedämmverbundsysteme und haben eine größere Tiefe.
3. Nachträgliche Kerndämmung
Bei einer nachträglichen Kerndämmung wird der etwa 4-8 cm breite Hohlraum zwischen den beiden Mauerschalen mit einem wasserabweisenden Schüttdämmstoff im Einblasverfahren gefüllt.
Für eine Kerndämmung muss die Vormauerschale intakt sein, d.h. sie darf keine Risse aufweisen. Die Oberfläche muss jedoch diffusionsoffen sein. Sie darf nicht mit dampfdichten Klinkern oder Anstrichen versehen sein.
4. Innendämmung
Bei Gebäuden mit erhaltenswertem Sichtmauerwerk oder denkmalgeschützten Fassaden soll oder darf häufig keine Dämmung von außen auf das Gebäude aufgebracht werden. Hier ist die Innendämmung oft die einzige Möglichkeit, um den Wärmeschutz der Außenwände zu verbessern. Innendämmungen sollten in jedem Fall nur unter Beteiligung von Fachleuten ausgeführt werden.
=> weiterlesen unter Innendämmung
Grundbegriffe
Oberflächentemperatur
Für ein gesundes Raumklima spielt die Temperatur der Innenseite umschließender Bauteile (Außenwand / Dach / Fußboden usw.) eine entscheidende Rolle. Diese darf höchstens zwei Grad unter der Raumlufttemperatur liegen, sonst entsteht Zugluft. Die warme Zimmerluft kühlt beim Kontakt mit der ungedämmten, kalten Wand ab und gleitet dann wie ein Fallwind nach unten.
Um das auszugleichen, heizt man meist verstärkt, doch das kann den Effekt nicht abmildern, sondern treibt lediglich die Kosten in die Höhe. Die Innenseiten dieser Bauteile kühlen oft so stark ab, dass sich die Luftfeuchtigkeit in Form von Tauwasser dort absetzt – optimale Bedingungen für Schimmelpilze. Da hat auch die beste Heizung keine Chance, dies auszugleichen.
Wärmebrücke
Die Wärmebrücke ist eine Teilfläche oder ein Bauteil im Haus, die bzw. das mehr Wärme nach außen ableitet als angrenzende Flächen und Bauteile. Beispiele für Wärmebrücken sind eingebundene Wände, ungedämmte Betonsturzträger oder aufgelegte Deckenelemente, Betonpfeiler, Ringanker, Balkonplatten, nicht abgestimmte und damit fehlerhafte Baustoffwahl usw.. Die Folge der höheren Wärmeverluste solcher Wärmebrücken ist eine niedrigere Oberflächentemperatur auf der Rauminnenseite. Sie begünstigt das Auftreten von Kondenswasserschäden und von Schimmelpilzen. Wärmebrückenarmes Planen und Bauen ist eine Grundvoraussetzung für energiesparende und bauphysikalisch einwandfreie Gebäude.
Luftdichte Anschlüsse
Luftdicht angeschlossene und einwandfrei ausgeführte Dampfsperren, insbesondere im Dachbereich und bei der Innendämmung sind für die Vermeidung von schädlicher Kondenswasserbildung in der Konstruktion äußerst wichtig. Eine nicht einwandfrei ausgeführte Luftdichtigkeitsschicht birgt ein großes Gefahrenpotential für Kondenswasserschäden in der Dach- und Wandkonstruktion.
Atmende Außenwände
Ungedämmte Wände aus Mauersteinen werden oftmals als “atmende Außenwände” bezeichnet. Fakt ist: Verputzte Wände sind wind- und damit luftdicht. Ist eine Wand wind- oder luftdurchlässig liegt ein Bauschaden vor. Gebäude können nicht über Wände belüftet werden, es sei denn, sie haben Löcher. Der notwendige Luftaustausch kann nur über eine Fensterlüftung oder über eine Lüftungsanlage stattfinden. Neben der Lüftung sollen Wände auch die Feuchteregulation und die Abfuhr von Schadstoffen aus den Wohnräumen übernehmen können. Wichtig ist daher, dass die Diffusion von Wasserdampfmolekülen nach außen hin möglich ist. Die bauphysikalisch gute Planung berücksichtigt daher bei der Auswahl diffusionsoffene Bau- und Dämmstoffe.
Richtig Lüftung – gesund Wohnen
Eine luftdichte Gebäudehülle ohne mechanische, oder gar automatisch kontrollierte Lüftung bedeutet, dass die relative Raumluftfeuchtigkeit ansteigt. Nur durch effektives Lüften der Bewohner kann das Gleichgewicht zwischen Raumlufttemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit gehalten und Kondenswasserausscheidung an den inneren Oberflächen vermieden werden.
Transmissionswärme
Über die Bauteilflächen der gesamten Gebäudehülle, die das zu beheizende Innenvolumen einschliesst, wird Energie an die Umgebung abgegeben. Dies wird als Transmissionswärmeverlust bezeichnet und für Berechnungen von energetischen Werten eines Gebäudes genutzt. Beschrieben wird der Transmissionswärmeverlust als U-Wert, kurz für den Wärmedurchgangskoeffizienten. Der Wärmedurchgangskoeffizient ist das Maß für die Wärmemenge, die durch ein Bauteil von einem m² Fläche in Abhängigkeit von der Zeit und dem Temperaturunterschied von der warmen zur kalten Seite abfließt. Je kleiner der Wärmedurchgangskoeffizient eines Bauteils, desto besser ist das Wärmedämmvermögen. Für die Einsparung von Energie und Kosten ist es wichtig, den U-Wert so gering wie möglich zu halten, was durch eine guten energetischen Standard der Bauteile erreicht wird. Geeignete Wärmedämmmaßnahmen sollten gut geplant werden, um das größtmögliche Einsparpotenzial zu erreichen.
Wärmedämmfähigkeit
Ist das Vermögen eines Baustoffes, den Abfluß der Wärme von der “warmen” zur “kalten” Seite einzuschränken. Diese Eigenschaft haben leichte, lufteinschliessende Baustoffe. Je zahlreicher, gleichmäßiger verteilt und kleiner die Poren (in denen Luft eingeschlossen ist) in einem Dämmstoff vorhanden sind, desto besser ist seine Dämmwirkung.
Wärmespeicherfähigkeit
Die Wärmespeicherfähigkeit gibt an, wie viel Wärme in einem Stoff gespeichert werden kann. Je größer die Wärmekapazität (cp-Wert) des Stoffes und je größer seine Rohdichte ist, um so größer ist seine Wärmespeicherfähigkeit.
Wärmeleitfähigkeit
Wärmedämmstoffe zeichnen sich durch günstige Wärmedämmeigenschaften aus (max. 0,1 W/mK). Dämmstoffe werden in Wärmeleitfähigkeitsgruppen (WLG) eingeteilt. Ein Dämmstoff der Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035 besitzt eine bessere Dämmwirkung als ein Dämmstoff der Gruppe 045 gleicher Dicke.
Dämmstoffe
Als Dämmstoffe bezeichnet man Baustoffe, die aufgrund vieler Hohlräume ein großes Volumen bei geringem Gewicht haben und sich für die Dämmung eignen. Die ruhende zum Teil eingeschlossene Luft, die im Vergleich zu Festkörpern ein schlechter Wärmeleiter ist, bewirkt die wärmedämmende Eigenschaft dieser Materialen.
In Deutschland werden pro Jahr ca. 35 Millionen m³ Dämmstoffe verarbeitet. Auf dem Markt wird eine Vielfalt an Dämmstoffen für die verschiedensten Einsatzgebiete angeboten. Dämmstoffe werden aus den unterschiedlichsten Materialien und Formen hergestellt.
Leider gibt es jedoch nicht den idealen Dämmstoff. Synthetische Dämmstoffe stammen meist aus energieaufwendigen Herstellungsprozessen und die Rohstoffe dafür sind nur begrenzt verfügbar. Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind nicht für jeden Einsatzzweck geeignet.
Weitere wichtige Eigenschaften für die Anwendung und Gebrauchstauglichkeit sind das Feuchtigkeitsverhalten, das Brandverhalten, die Schalldämmung und die Wärmespeicherfähigkeit. Neben den verbreitetsten Dämmstoffen, Mineralwolle und Hartschaumstoffen, nimmt in den letzten Jahren auch die Verwendung von ökologischen Dämmstoffen stetig zu.
Mineralfaserdämmstoffe
sind in Europa die am weitesten verbreiteten Dämmprodukte mit einem breiten Anwendungsspektrum von der Dachdämmung, Kerndämmung, Zwischenständerdämmung, bis zu verputzten Wärmedämmverbundsystemen. Nach der Herstellungsart ist zu unterscheiden zwischen Glaswolle, Steinwolle und Schlackewolle.
- Eigenschaften:
Mineralfaserdämmstoffe sind leicht zu verarbeiten und vielseitig einsetzbar. Sie ist diffusionsoffen, nichtbrennbar und gegen Schimmel, Fäulnis und Ungeziefer resistent. Sie besitzten eine gute Wärmeleitfähigkeit, jedoch geringe Wärmespeicherfähigkeit und nehmen keine Feuchtigkeit auf. - Anwendung:
Dach: Zwischensparren- und Aufsparrendämmung, Decke: Trittschalldämmung, Wand: WDVS, hinterlüftete Dämmung, Innenausbau, Brandschutz - Die heute hergestellten Mineralfasern sind frei von Krebsverdacht. Steinwolle, die vor 1996 eingebaut wurde, gilt als krebsverdächtig. Das Material ist unverottbar.
Achten Sie auf den Hinweis “KI 40”, “Hohe Biolöslichkeit” , “Blauer Engel” oder das RAL-Gütezeichen.
Wärmedämmziegel
Durch die ständige Verbesserung der wärmedämmenden Eigenschaften von Leichtziegeln, dringen diese mittlerweile in den Bereich der Dämmstoffe vor. Das Mauerwerk wird entweder mit Leichtmauermörtel LM 21 oder als Planmauerwerk im Dünnbett hergestellt.
Eigenschaften:
Ziegelmauerwerk hat verglichen mit Dämmstoffen nur ein mäßiges Wärmedämmvermögen. Ziegel besitzen eine hohe Wärmespeicherfähigkeit und wirken feuchteregulierend. Sie sind weiterhin frost- und feuchtebeständig und besitzten eine hohe Festigkeit.
Einige Hersteller bieten bereits Ziegel an, die eine Wärmeleitfähigkeit von unter 0,1 W/(mK) besitzen.
Anwendung:
Außenwand / monolitisches Mauerwerk
Kalziumsilikat
Kalziumsilikat-Platten puffern zeitweise auftretende Feuchtigkeit in hohem Maße und können wieder schnell austrocknen. Wegen des hohen pH-Wertes bleibt die Platte frei von Schimmelbefall. Kaziumsilikat ist druckfest, nichtbrennbar, formstabil, schallhemmend und kapillaraktiv. Sie finden oft Anwendung bei problematischen Innendämmungen (Altbausanierung, Fachwerk).
Blähperlit
Perlit ist als Granulat vielseitig einsetzbar. Es ist leicht, nichtbrennbar, widerstandsfähig ungezieferbeständig und verottet nicht.
Schaumglas (GC)
Schaumglas ist ein aus silikatischen Glas durch Zugabe von Treibmitteln werksmäßig aufgeschäumter, geschlossenzelliger Dämmstoff. Schaumglas besitzt eine hohe Druckfestigkeit, nimmt kein Wasser auf, ist formstabil, schädlingssicher, säurebeständig und frostbeständig. Ein idealer Ersatzstoff für Polystyrol im Außenbereich.
Vakuumgedämmte Isolationspaneele (VIP)
Vakuumdämmplatten werden in der Regel aus einem Kern aus mikroporösen Materialien und einer gasdichten Umhüllung hergestellt. Der Dämmkern besteht meist aus mikroporöser Kieselsäure oder PS- bzw. PUR-Hartschaum. Sie erzielen mit einer fünf- bis zehnmal geringeren Dämmstärke die gleiche Dämm-wirkung wie konventionelle Dämmstoffe. VIP´s sind besonders für die Gebäudedämmung im Passivhausbereich geeignet. Im Rahmen von Forschungsprojekten wurden mittlerweile vielseitig einsetzbare und marktnahe Systeme entwickelt. Die Praxistauglichkeit wurde erst für wenige Dämmsysteme untersucht.
Polystyrol-Hartschaum (PS)
Der wichtigste Dämmstoff aus Kunststoff ist das Polystyrol-Hartschaum. Polystyrol wird aus dem Erdölraffinerie-Produkt Styrol hergestellt. Nach der Herstellungsart ist zu unterscheiden zwischen Partikelschaumstoff aus verschweißtem, geblähtem Polystyrolgranulat (EPS) und extrudergeschäumten Polystyrolschaumstoff (XPS)
Eigenschaften:
Polystyrol-Hartschaum ist eine überwiegend geschlossenzelliger Dämmstoff mit einem Porenanteil bis zu 98% Luft. Polysterolpartikelschaum besitzt eine Wabenstruktur, ist unverottbar, wenig elastisch und feuchtebeständig. Die Wasseraufnahme beträgt < 5% (DIN 53 428). EPS ist nicht UV-beständig; die Oberfläche vergilbt und versprödet unter Sonneneinstrahlung.
Anwendung:
Dach: Flachdach, Wand: WDVS, Decke:Wärme-/Trittschalldämmung, Keller: teilw. Perimeterdämmung
Wissenswertes:
Expandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS) ist der am weitesten verbreitetste Schaumstoff. In Deutschland wird XPS nur noch ohne das Treibmittel HFCKW hergestellt.
Polyurethan-Hartschaum (PUR)
Ausgangsstoffe für Dämmstoffe aus Polyurethan-Hartschaum sind Erdöl aber auch nachwachsende Rohstoffe, wie z.B. Zuckerrüben, Mais oder Kartoffeln.
Eigenschaften:
Dämmstoffe aus PUR-Hartschaum sind überwiegend geschlossenzellige, harte Schaumstoffe. Die Geschlossenzelligkeit beträgt >90%. Polyurethan-Hartschaum ist alterungsbestädig, schimmel- und fäulnisresistend, verrotet nicht und hat keine Affinität zu weichmacherhaltigen Folien (PVC-Folien).
Durch gasdiffusionsdichte Deckschichten erreicht PUR-Hartschaum eine WLG von 025.
Anwendung:
Dach: Aufsparrendämmung, Decke: Fußbodendämmung, Kellerdeckendämmung, Keller: teilweise als Perimeterdämmung, Dämmung für Installationsleitungen (Heizung)
Wissenswertes:
Eine Wärmeleitfähigkeit von 0,020 W/(m·K) wird nur durch Einsatz von HFCKW in Verbindung mit gasdiffusionsdichten Deckschichten erreicht. Bis zum Jahr 1993 kam bei der Produktion von PUR noch das ozonschädigende FCKW R II zum Einsatz, auf dessen Einsatz mittlerweile verzichtet wird. Nach Veränderung der Produktionsverfahren wurde FCKW durch die Treibmittel Pentan, Isopentan, CO2 und das immer seltener verwendete teilhalogenierte H-FCKW ersetzt.
Zellulosedämmstoffe
Zellulosedämmstoffe werden in der Regel aus Altpapier, vor allem alten Tageszeitungen, hergestellt. Je nach Herstellung und Anwendung unterscheidet man in Zelluloseflocken und Zellulosedämmstoffplatten.
Aus der Gruppe der ökologischen Dämmstoffe besitzt Zellulose bereits einen größeren Anteil im Dämmstoffmarkt.
Eigenschaften:
Als lose Schüttung, volumenbeständig, sicher vor Ungezieferfraß und Schimmel, nicht druckbelastbar. Die Dämmplatten sind sehr elastisch, jedoch ebenfalls nicht belastbar.
Anwendung:
Einblasdämmung für Hohlraüme oder als Aufsprühung bei senkrechten Flächen, Dach: Zwischensparrendämmung, Wand: Holzständerbauweise
Holzweichfaserdämmplatten (WF)
Holzfaserdämmplatten – oder auch Weichfaserplatten – werden aus Nadelholzabfall i.d.R. ohne Zusätze hergestellt. Sie bestehen fast ausschließlich aus Restholz.
Eigenschaften:
Holzfaserplatten sind vielseitig einsetzbar, besitzen gute Wärmedämm- und Schalldämmeigenschaften. Durch die hohe Wärmespeicherfähigkeit und Dichte eignen sich Holzfaserdämmplatten besonders für Leichtbaukonstruktionen und den sommerlichen Wärmeschutz.
Anwendung:
Dach: Aufsparrendämmung, Zwischensparrendämmung, Decke: Trittschalldämmung, Abdeckung für Schüttungen, Wand: Leichtbau, Trennwandplatten, WDVS
Holzwolle-Leichtbauplatte
Zur Herstellung werden Laub- und Nadelhölzer zu langfasriger Holzwolle gehobelt und mit mineralischen Bindemitteln aus Zement oder kaustisch gebranntem Magnesit gebunden.
HWL-Platten haben nur mäßige Wärmedämm- aber dafür sehr gute Wärmespeicherfähigeiten. Die steife Platten mit den elastischen Holzfasern besitzen sehr gute schalldämmende Eigenschaften.
weitere ökologische Dämmstoffe
Auch lose Holzfasern und Holzspäne, Hobelspäne werden als Einblasdämmstoff bzw. Schüttung verwendet.
- Baumwolle
- Flachs / Hanf
- Kokosfasern
- Schafwolle
- Kork
- Schilf / Stroh
Wärmedämmverbundsysteme (WDVS)
Unter WDVS ist zu verstehen, dass bestimmte, aufeinander abgestimmte Materialien (“Komponenten”) miteinander “verbunden” und zusätzlich auf das Mauerwerk aufgebracht werden.
Aufbau:
Der Aufbau des WDVS hängt zum einen von den bauphysikalischen Gesetzmäßigkeiten wie Temperaturverlauf, Wasserdampfdiffusion oder Wärmespeicherung ab. Weiterhin muß auf die statischen und konstruktiven Gegebenheiten wie Windsog oder Bewegungen des Bauwerks Rücksicht genommen werden. Auch die gesetzlichen Vorschriften und die Wirtschaftlichkeit müssen im Auge behalten werden. Daher sollte für die Planung und Ausführung ein Fachmann zu Rate gezogen werden.
Das WDVS besteht aus mindestens drei Schichten:
-
- Wärmedämmschicht aus Dämmstoffen in unterschiedlicher Schichtdicke
- Armierungsschicht aus Armierungsmasse und Armierungsgewebe
-
- Schlußbeschichtung zur Gestaltung der Oberfläche
Die Schlußbeschichtung sichert den Wetterschutz zusammen mit der Armierungsschicht an Außenoberflächen.
Die gebräuchlichsten Systeme sind:
- Hartschaumdämmplatten (Polystyrol oder Polyurethan) und mineralisches Putzsystem, Kunstharz- oder Siliconputzen
- Mineralfaserdämmstoff und mineralisches Putzsystem
Befestigung:
Die Wärmedämmplatten können bei ausreichend tragfähigem Untergrund geklebt oder mit Tellerdübeln verankert werden. Zur Verankerung mit Dübeln muß der Untergrund aus Beton oder Mauerwerk bestehen. Geringe Unebenheiten werden mit einem Ausgleichsputz ausgebessert. Ist der Untergrund nicht tragfähig oder sehr uneben, kommt ein Schienensystem zum Einsatz. An diesem System werden zum Beispiel Hartschaumplatten an der Wand befestigt. Dazu muss der alte Untergrund weder entfernt noch vorbehandelt werden.
Perimeterdämmung:
Im Sockelbereich von Gebäuden werden für ein Wärmedämm-Verbundsystem sogenannte Perimeterplatten verwendet. Perimeterplatten sind Hartschaumplatten mit erhöhter Widerstandsfestigkeit gegen mechanische Beanspruchung durch den Erddruck.
Endet der untere Abschluss der Wärmedämmung bereits auf Höhe der Kellerdecke, bleibt die Decke als auskühlende Wärmebrücke erhalten. Das Dämmaterial sollte noch mindestens 50 cm über die Kellerdecke heruntergezogen werden.