Das Gelände des Schlachthofs von Halle an der Saale aus dem späten 19. Jahrhundert war einst ein geschäftiges Zentrum der lokalen Fleischproduktion. Aber 1992 wurde die Anlage geschlossen. Die unter Denkmalschutz stehenden schönen Klinkergebauten mit filigranen Stahlkonstruktionen verfallen seitdem und wurden durch Brände teilweise zerstört. Das Gelände liegt unmittelbar neben Europas modernster „Zugbildunganlage“, einem riesigen Güterbahnhof, dessen temporäre Lärmentwicklung die Nutzungsmöglichkeiten des Areals einschränkt. Im Süden grenzt ein Mischgebiet an, das durch seine „Freiraumgalerie“, großformatige Kunstwerke an Häuserwänden, ein besonderes künstlerisches Flair ausstrahlt.
Aufgabe des Entwurfsstudios war es, unter dem Titel „A productive neighbourhood“ ein lebendiges Stadtviertel zu entwickeln, das durch zeitgemäße Produktions- und Arbeitsstrukturen, gemischt mit kulturellen Angeboten und Gemeinschaftseinrichtungen eine produktive kreative Szene anzieht.
Unser Vorschlag für das Gebiet erprobt die Einführung einer produktiven Kreislaufwirtschaft in Beschaffung, Fertigung und Abfallwirtschaft in einem geschlossenen Ökosystem. Das Ziel besteht darin, mit dem Prinzip der Wiederverwendung eine Neubelebung des Gebiets zu erreichen und ein ebenso nachhaltiges, wie effizientes Modell für Produktion und Gemeinschaft zu entwickeln. Der Entwurf soll den historischen Wert des baukulturellen Erbes, der dem Standort seinen besonderen Charakter verleiht, erhalten und zugleich Möglichkeiten für Innovation, Bildung und gesellschaftliches Engagement eröffnen. Das Konzept sieht eine Vielzahl von Programmen vor, darunter ein Tech-Hub, ein Gastronomie-Kollektiv, ein Upcycling-Hub, FabLabs und Makerspaces, Co-Working-, Arbeits-, Büro- und Produktionsräume, einen Veranstaltungsort in einer der alten Markthallen sowie ein Brauhaus. Die Funktionen sind unter weitgehender Nutzung und Erweiterung der historischen Substanz strategisch in das Areal eingeordnet. In den Randbereichen werden bestehende Grünflächen erhalten und aufgewertet. Dieser ganzheitliche Ansatz für die Neugestaltung des Geländes zielt darauf ab, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu vereinen und eine einzigartige und nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, die den historischen Kontext des Standorts respektiert.